Woodstock '69 - die Legende by Frank Schäfer

Woodstock '69 - die Legende by Frank Schäfer

Autor:Frank Schäfer
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Residenz
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Tomorrow comes trouble

Tomorrow comes pain

Now don’t think too hard, baby

’Cause you know what I’m saying

I could show you a high time

Living the good life

Don’t be that way

lautet die vorletzte Strophe in Grateful Deads »High Time«, und man versteht den Song wohl nicht ganz falsch, wenn man ihn als halb verschlüsseltes Transzendenzversprechen qua LSD-Genuss liest. The Grateful Dead sind die profiliertesten Vertreter des »neuen psychedelischen Stils«, den Leary so enthusiastisch willkommen heißt, noch vor Jefferson Airplane und Country Joe and the Fish. Umso erstaunlicher, dass die Band auf keiner offiziellen Woodstock-Veröffentlichung auftaucht, weder auf den beiden Plattenveröffentlichungen noch auf dem Box-Set zum 25-jährigen Jubiläum, noch in den beiden Dokumentationen von Wadleigh und Pennebaker. Darüber hat sich auch schon Diedrich Diederichsen gewundert, aus gutem Grund: »In allem, was Woodstock propagierte, waren sie kompetenter, kompletter, radikaler als alle Woodstock-Bands, zumindest alle, die man im Film sehen konnte. Ihre Gitarrensoli waren länger. Und es waren keine Soli, sondern sogenannte Kollektivimprovisationen, wie man sie aus dem Free Jazz nicht nur als ästhetische Errungenschaft, sondern auch als Metapher einer sozialen Utopie kannte … Sie hatten das Prozessuale mehrfach über die Warenförmigkeit siegen lassen und auf fahrenden Lastwagen gespielt. Sie standen – mit einer selbstorganisierten Plattenfirma und darum herum organisierten Lebensmöglichkeiten für hundert Hippies – in der ökonomischen Realität für das ein, was ›Woodstock‹ Millionen von Filmzuschauern versprochen hatte.«137 Warum also werden ausgerechnet diese paradigmatischen Hippies, die bereits leben, wovon die meisten anderen gerade mal träumen, offenbar bewusst aus dem Überlieferungszusammenhang ausgeklammert? Es gibt mehrere Erklärungen, zunächst ein paar ganz pragmatische. Es hat wieder angefangen zu regnen, und das zeitigt einmal mehr technische Probleme. Schon beim ersten Song »Saint Stephen« streikt die Monitoranlage, sie brechen nach gut zwei Minuten ab, und es folgt eine über zehnminütige Unterbrechung. Später scheint die Bühne teilweise unter Strom zu stehen. »Jedesmal, wenn ich mein Instrument berührte«, erzählt Gitarrist Bob Weir 1989 dem »Rolling Stone«, »bekam ich einen Schlag. Die Bühne war nass – und die Elektrizität durchfuhr mich. Ich war am Dirigieren. Die Gitarre und das Mikro anzufassen war fatal. Da war ein großer blauer Funke von der Größe eines Baseballs. Der riss mich von meinen Füßen und schlug fast drei Meter zu den Verstärkern zurück.«138 Auch wenn sich hier der bandeigene Comicstrip »Why the Dead Didn’t Play Woodstock«,139 der die Ereignisse entsprechend karikiert, vor die Erinnerung geschoben zu haben scheint, man ahnt schon, warum Bob Weir in einem Interview mit dem »Spex« den Woodstock-Gig als den schlechtesten bezeichnet, den Grateful Dead je gespielt hätten.140 Es dürfte also zutreffen, was immer mal wieder von Jerry Garcia und Bob Weir zu hören war, dass die Band selbst die Verwertung der Filmaufnahmen verweigert hat. Der knapp zwanzigminütige Zusammenschnitt des Konzerts mit »Mama Tried«, »High Time« und einem Bruchteil von »Turn On Your Lovelight«, den man sich in zwei Teilen bei »YouTube« ansehen kann, ist wirklich nicht sehr beeindruckend. Schlecht ausgeleuchtet zum einen – und das wenige, was man sieht, passt auch nicht so recht ins Bild von den hedonistischen, manisch spielfreudigen Acid Heads.



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